Trip

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1. Tag

Einfach mal 'ne Woche raus. Das war der Hintergedanke dieses Törns. Also habe ich meinen Freund Spitti auf seinem Heimweg von einer Urlaubswoche auf Sylt in Hamburg abgefangen, ins Auto verfrachtet und mit nach Heiligenhafen genommen. Hier wartet die kleine Bavaria 32 namens "POCOLOCO", um uns die nächste Woche ein Heim zu bieten.

Ankunft in Heilgenhafen ist kurz nach 1000, um 1130 die Schiffsübernahme. Natürlich haben wir alles vorbereitet, nur die Segel müssen noch kontrolliert werden. Also wird der kleine Riss in der Sprayhood und die nicht funktionierende Notblitzleuchte moniert und dann geht es zum kleinen Bummel ins Dörfchen. Auch kleine Snacks erhalten hungrige Seebären am Leben. Und weil sich das an der Küste so gehört, gibt es am größten Stand im Fischereihafen natürlich …. Krakauer und Fritten. Die Wurst war bestimmt aufgewärmt und die Pommes leider zu kurz, um mit ihnen Mikado spielen zu können. Die Konsistenz wäre aber richtig gewesen. Wurx!

Nichts wie zurück aufs Schiff. Erst einmal in Ruhe die Klamotten verstauen und die mitgebrachten Lebensmittel ihrem Plätzchen in der Pantry zuordnen. Zu zweit dauert alles halt ein wenig länger. Mittlerweile haben wir auch die neue Notblitzleuchte bekommen. Und brauchen dringends noch einen Kaffee. Wieder rüber in den Fischereihafen in die, übrigens sehr gute, Eisdiele und einen Cappuccino genossen; nebenbei im Laden gegenüber eine günstige Vliesjacke erspäht und gnadenlos zugeschlagen. Und jetzt wird es aber Zeit einen kleinen Schlag zu Segeln. Vorher mal eben noch das Groß und die Rollfock zur Kontrolle in der Box rausgezogen… O weh! Das Achterliek der Fock hat den Rest des Tuches nicht mehr richtig lieb und sich deshalb auf einen knappen halben Meter verselbstständigt. Also dem Service Bescheid gegeben, damit die Jungs von OLEU das Tuch holen, flicken und zurück bringen können. Damit hat sich der große Schlag am Tag 1 verpieselt. Sicherheitseinweisung, ein gemütlicher Klönschnack und das Reißen dummer Witze fressen den Rest des Tages. Abendessen? Na gut, eine Kleinigkeit geht immer! Im Anno 1800 bekommen wir die letzten beiden Plätze auf der Bank am Tresen und schnabulieren 3 kleine Rindermedaillons mit Knoblauchbaguette. Mniammi! Super lecker, genau das Richtige für Fleischfresser und damit eine geniale Entschädigung für die vermurkste Wurst vom Mittag. Ach so, Preis unter 12 Euro! Nach einem Absacker bei der Planung für den 2 Tag geht es dann, husch, husch in die Koje.

 

2. Tag

Nach anständigem Frühstück bei Pucki in Heiligenhafen geht es dann um 0940 raus und unter der Fehmarnsund-Brücke hindurch Richtung Kühlungsborn. Im Hinterkopf steckt als Ziel noch in Warnemünde der Alte Strom. Da die kleine Bavaria tatsächlich knappe 6 Knoten über Grund läuft, raumschots bei Wind NW 4 - 5 Bft. und einem Meter Welle, bleibt es bei der Genua und das Groß kuschelig unter den Lazy-Jacks versteckt. Schließlich sind wir ja alte Leute und der Weg ist das Ziel.

Der Himmel ist komplett zu gezogen und ein kleiner Nieselschauer geht auch im Laufe des Tages über uns nieder. Darum haben wir zwischendurch um uns herum auch mal wirklich nur Wasser und sind mutterseelenallein. Gegen 1700 taucht Kühlungsborn vor uns auf. Mittlerweile haben wir Windstärke 7 und auch schon mal ein paar 2½ - Meter Wellen. Schaukeln ist doof. Also Motor an, Genua weggerollt und …. Nö, nu das aber nicht. In der Rollanlage der Genua zwei wunderbare Überläufer. Das Tuch will nicht rein. Natürlich immer dann, wenn die Bugspitze in jedem Tal schön tief in die nächste Welle eintaucht. Also robbe ich nach vorne und zwinge das um sich schlagende Gewebe nieder aufs Vorschiff. Dem Himmel sei Dank läuft der Keder im Profilstak wie geschmiert. Mit den völlig vertörnten Schoten fixiere ich den Lappen an den Vorschiffsklampen und dann kann es unter Maschine nach Kühlungsborn reingehen. Wir klarieren zunächst unterm Kran auf bevor wir in eine Box laufen und erst einmal wieder richtig aufräumen. Die Rollanlage der Genua wird wieder funktionsfähig gemacht und das Tuch neu gesetzt. Dabei entdecken wir wieder einen wunderschönen Riss im Achterliek. Der morsche Lappen gibt den Geist auf. Abermals darf ich den technischen Dienst bemühen, der sich immer so heiter über meine Anrufe freut.

Nach der Trockenlegung zieht's uns in Kühlungsborn Richtung Brauhaus. Dort angekommen steht uns aber doch der Sinn mehr auf das italienische Flair nebenan und so genieße ich eine schlichte Crema di Pomodoro (Tomatensuppe) und ein paar Penne Quattro Formaggi. Dazu ein Gläschen Bardolino Rose. Der Co stürzt sich auf die feil gebotenen Tortellini Carbonara und der Hack draußen auf See ist vergessen. Mit welch einfachen Mitteln das rauhe Seefahrerherz doch zu besänftigen ist.

 

3. Tag

Erst mal zünftig gefrühstückt. Auch der technische Service hat angerufen. Er hat uns ein neues Vorsegel organisiert und bringt es "gleich" vorbei. Ich denke natürlich nicht daran, dass unsere 31 sm Seeweg mit dem Auto über Land 185 km entsprechen… Erst gegen 1400 hängt unser neues Tuch am Vorstak. Damit ist es aber definitiv zu spät für die 28 Seemeilen nach Wismar, die wir geplant hatten. Also zünftig gefrühstückt und einen gemütlichen Hafentag eingelegt. Draußen kachelt es nachmittags wieder mit stolzen 6 Bft.

Abends landen wir dann doch noch im Brauhaus, einem etwas merkwürdig gestalteten "Hofbräuhaus". Allerdings ist es, um urig zu sein, zu hell und zu offen gestaltet. Da die Wies'n grade eröffnet ist gibt es natürlich eine besondere Karte. Ich habe in meinem Leben noch keine so gute Schweinshaxn gegessen. Selbstverständlich mit Kraut. Auf dem Weg zurück in die Marina regnet es wie aus Kübeln. Seebären sind ja Wasser gewohnt, aber an Land zu ersaufen ….

 

4. Tag

Morgens brennt der Himmel! Ein Farbenspiel erster Güte begleitet uns auf dem Weg zu den Duschen.

Gegen 0945 geht es bei teils sonnigem, teils verhangenem Himmel und 4 Bft. raus und gen Wismar, unserem nächsten Ziel. Der Nordwest lässt uns drei mächtige Schläge kreuzen, bevor wir um Bukspitze herum etwas abfallen können und dann voll und bei auf die Untiefen vor Wismar zulaufen. Nach der ersten Tonnenpassage bleiben wir artig im Fahrwasser. Auf den Kartenplotter am Ruder ist wenig Verlass, da zwei dicke Hot Spots im Display wunderbare schwarze Inseln darstellen, die aber die Position zum Schiff überhaupt nicht verändern. Na, wofür haben wir denn einen aktuellen Kartensatz? Auf halber Strecke hat aber hat sich auch das erledigt, weil mir eine Böe dieses Hilfssegel aus der Hand reißt und auch sofort in den Tiefen verschwinden lässt. Ein Bergeversuch bleibt erfolglos. Prima, dass ich das Revier kenne und wir auch so den Weg in den Yachthafen finden. Schnell noch ein kleines Rennen mit einer Ketsch gewonnen und dann machen wir in der kleinen Clubmarina 1800 fest.

Altbewährtes ist immer noch das Beste. Darum fix dem Harbour Master 10 Euronen in die Hand gedrückt und ab in die Altstadt. Ein kleiner Spaziergang zwischen den altehrwürdigen Häusern ...

...klingt dann im Brauhaus Lohme bei Gulaschsuppe, Schweinefilet und Bratkartoffeln gekonnt aus.

 

5. Tag

Die laut Wetterbericht angeblichen 3 Bft. Ostwind entpuppen sich als echte SE, 4 kn. Aber prompt übern Stert geschaukelt bei unserem Kurs Richtung Grömitz. Bleibt uns also nur das Fauchen der Dreizylinder-Wildkatze in unserem Bauch. Wenn volle 18 PS entfesselt werden …!
1000 Uhr auslaufen, zwischendurch ein paar Sonnenstrahlen, 1600 Uhr Grömitz fest. Mehr Spektakuläres gibt dieser Tag nicht nicht her. Immerhin ist das Abendessen im "Kochpott" wieder allererste Kajüte. Und mit dem Regen auf dem Heimweg sparen wir sogar noch das Duschen. Wie fein.

 

6. Tag

Immer noch Regen. Wir lassen uns viel Zeit, weil für den Nachmittag Sonne angekündigt worden ist. Um 1100 laufen wir aus. Wind aus Nord-Ost mit 1-2 Bft., also gegenan. Zudem steht eine eklige Welle von 1,5 Metern. Bäh! Wir beschließen zu motoren. Rrrrrrrrrrrrrrrrr. Das vergraut den Segler. Aber am Schwarzen Grund reißt der Himmel auf. Strahlender Sonnenschein und mittlerweile 3 Bft. Das ist Kaiserwetter. Egal, wo wir landen, jetzt wird gesegelt! Und weil der Wind auch noch brav auf NW dreht können wir Burgtiefe direkt anhalten. So muss es sein, um den Tag richtig genießen zu können.

Vor der Ansteuerungstonne des Fehmarn-Sund bergen wir die Tücher und motoren nach Orth auf Fehmarn. Auf dem Weg dorthin zeigt sich die Ostsee mal wieder in ihren schönsten Farben. 1920 sind die Leinen fest und das Abendessen im "Piratennest" gesichert. Hmmmm, Scholle "Pedersen" mit Bratkartoffeln. Mniammi! Die ganze Nacht hindurch wieder Regen, aber egal.

 

7. Tag

So schnell ist eine Woche vorbei. Nach knappem Frühstück geht es die letzten 7 Seemeilen quer über den Fehmarnsund zurück nach Heiligenhafen. Bei Kaiserwetter natürlich. Nach dem Auftanken folgt das obligatorische Reinigen und die Übergabe, bevor wir dann gegen 1700 nach Hause motoren. Diesmal allerdings auf Gummireifen.

 

Fazit

Nicht der "Best Trip Ever", aber in seiner Gesamtheit eine wunderschöne Segelwoche auf der Ostsee. An Diesel haben wir insgesamt 17 Liter, sprich 28,90 Euro verbraucht. Der kleine VOLVO Penta ist ein echter Sparfuchs, wenn man ihn nicht so dreht. Für Hafengebühren haben wir insgesamt 80,00 Euro gelassen. Die Bavaria war nicht der Brüller, aber doch für uns zwei völlig ausreichend. Alles in Allem also ein günstiger und schöner Törn.

 

 

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