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8. Tag

Wir queren den Kalmarsund unter Segel, um unser Frühstück seemannsmäßig auf dem Wasser einzunehmen. Eine gute Stunde später liegen wir schon in Färjestaden auf Öland. Eigentlich ist der Wind viel zu schön und sollte zum Segeln genutzt werden, aber Kultur muss sein.

Komisches Völkchen, diese Wikinger. Bauen eine Brücke rüber zur Insel und fahren dann mit der Fähre parallel!?! Wir sind auch nicht besser. Segeln rüber zur Insel, um dann in den Bus zu steigen, der uns vorher auf der Brücke überholt hat.
Öland ist wohl die Mühleninsel. Ich dachte immer, die wären ein holländisches Privileg. Aber in Hochzeiten kam hier auf zwanzig Inselbewohner eine Mühle. Über 2000 Stück! Jetzt sind es nur noch 400.

Eketorp ist eine Festungsanlage der Wikinger, die ca. 300 A.D. erbaut wurde. In den folgenden 1100 Jahren wurde sie in drei Phasen aus- und umgebaut. Dieser Wiederaufbau sollte alle diese Phasen darstellen, es sind aber erst nur die Phase I und II zu sehen.
Auf Öland gibt es noch 15 weitere Fornborgar (alte Burgen), die wir uns aber nicht alle ansehen wollen. Darum kehren wir am Nachmittag auf die Eva Maria zurück.

Vor lauter Wikingern ist uns nach dem spärlichen Frühstück das Mittagessen komplett abhanden gekommen. Aber wozu gibt es in Schweden dieses Süßzeugs? Semlor. Mniammi!

Wir machen aus dem heutigen Montag Fettisdagen, den "Fetten Dienstag". Das ist ursprünglich in Schweden der letzte Dienstag vor Beginn der 40-tägigen Fastenzeit.

Und nichtsdestotrotz verputzen wir am Abend noch unsere lange geplante Pizza.

 

9. Tag

Heute ist ein langer Schlag nach Gotland angesetzt. Ziel ist Klintehamn an der Westküste südlich von Visby. Und auch nur, weil uns dieser Hafen einfach am nächsten liegt. Auch der Südwestwind bleibt uns erhalten, wenn er auch morgens noch ein wenig schwächelt. So rutschen wir schon vor sechs Uhr in der Früh durch den Kalmarsund nordwärts und erreichen nach gut 14½ Stunden unser Ziel.

Klintehamn bietet versorgungstechnisch alles, was das Herz begehrt, ist aber sonst wenig spektakulär. Wir haben schon auf See einen feinen Gemüseeintopf gekocht, den wir auch draußen verputzt haben. Und so vertreten wir uns nur noch kurz die Füße im Ort und gehen dann schlafen.

 

10. Tag

Es wird Zeit weiter zu kommen, aber Visby lassen wir natürlich nicht aus. Keine 30 sm auf der Kreuz Richtung Nord-Ost liegt der uralte Hafen, dahinter die mitteralterliche Hansestadt.

Leider bleibt uns nur der Nachmittag zur Erkundung. Dafür hat uns der Hafenmeister ein Restaurant empfohlen und uns direkt für den Abend einen Tisch bestellt. Lars-Gunnar, der Wirt hat uns dann im wunderschönen Garten des "Värdshuset Lindgården" mit seinen Grillkreationen verwöhnt.

 

11. Tag

Die letzten zwei großen Schläge dieses Törns stehen uns bevor. Wir wollen heute nach Slite an der Ostküste Gotlands, um dann morgen von dort nach Lettland über zu setzen. Der Wind ist uns immer noch hold, bläst aktuell mit 3 Bft. aus Nordwest, soll aber später auf West rückdrehen. Und so werfen wir in aller Herrgottsfrühe die Leinen los. Leider wird aus dem Sonnenaufgang über Gotland nichts weil es gerade anfängt zu nieseln und der Himmel nur im Westen hier und da aufgerissen ist. Der Tagestrip ist relativ unspektakulär, Gotlands Küste bleibt beharrlich steuerbords. Vor der Nordspitze Gotlands liegt dicht die Insel Fårö, die beiden Inseln trennt der gleichnamige Sund.

Slite selbst ist ein von der Zementindustrie geprägtes 1.500 Seelen-Dorf und zu sehen gibt es hier... nichts! Nach einem kurzen Spaziergang durch das Dorf plündern wir die Reste aus dem Kühlschrank für ein "mixed menu". Morgen ist schließlich unser letzter Seetag. Also: Hau weck, den Dreck!"

 

12. Tag

Raus aus den Kojen, heute kommt der große, aber leider auch finale Schlag. Unser letzter Tag dieser Reise. Es fängt gerade an hell zu werden, als wir die Leinen loswerfen. Da es nur gering bewölkt ist, dürfen wir doch wohl auf einen anständigen Sonnenaufgang hoffen? Und wir werden belohnt. Backbord voraus, da wo in wenigen Minuten der Spinnaker stehen wird, kommt sie hoch, die gute alte Sonne!

Und genau so, wie der Tag begonnen hat, so geht er auch zu Ende. Wir geniessen die Einsamkeit, bekommen nur zweimal ein Schiff zu sehen. Eine Fähre, die nach Ventspils läuft und ein Containerschiff auf Nordkurs. Vielleicht will es nach Riga, nach Tallin, Helsinki oder St. Petersburg? Kurz vor 2300 machen wir in Ventspils fest. Ein altbekannter Hafen, waren wir doch schon letztes Jahr auf einem Törn hier. Totmüde verkriechen wir uns in unsere Koje. Segeln ist ja soooo anstrengend!

 

Epilog

Am nächsten Morgen übergeben wir nach dem Auftanken die "Eva Maria" dem Hafenmeister. Danach machen wir uns auf den Heimweg. Zuerst mit dem Bus nach Riga (die Bahn ist abgeschafft), dann mit dem Flieger nach København. Weiter geht es mit einem Mietwagen nach Karlskrona, wo unser Auto steht. Hätten wir das vorher geahnt, wären wir schon auf dem Hinweg ab København mit dem Mietwagen gefahren. Hätte uns jetzt diese Strecke hin und zurück erspart. Aber es darf ja nicht immer alles glatt laufen. Wäre ja langweilig!

Zusammengefasst: Wir haben in den 12 Tagen 635 Seemeilen zurückgelegt. Davon waren knapp 90 Meilen unter Maschine. Hierbei haben wir 44 Liter Diesel verbraucht, die uns in Lettland 57,20 Euro gekostet haben. An Hafengebühren haben wir 1580 Schwedische Kronen und 170 Dänische Kronen abdrücken müssen, was in Summe 205,- Euro entspricht.

Hier ist noch mal der gesamte Törn auf der Karte:

Wer die Reise noch einmal auf seemännische Art verfolgen möchte findet hier das Logbuch.

Genaue Hafeninfos und subjektive Restaurantbewertungen folgen in Kürze im Hafenguide.