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1. Tag Wir wollen heute bis Trelleborg an der schwedischen Südküste. Der Wetterbericht hat für die Morgenstunden NW 2-3 Bft.
versprochen. Aktuell sind es 19°C, wir haben einen traumhaften Sonnenaufgang bei strahlend blauem Himmel erlebt. Leider ist die Plicht schwarz vor Mücken,
und so beschließen wir nach Einkauf von frischem Gebäck - mniammi! - die Leinen loszuwerfen (0615) und unterwegs zu frühstücken. Dies fällt uns auch nicht
schwer, da sich unsere Windvorhersage wohl auf einen anderen Erdball bezogen hat. Wind 0, See 0, Bedeckung 0, Segelspaß 0. Jetzt noch Nordkurs, 0°, das wär's.
Aber wir brechen die Regeln. Kurs Süd, 180°! Der Öresund liegt wie ein bleierner Spiegel vor uns. Der Traum vom Spinnakertag ist erst einmal geplatzt.
Autopilot, 5 kn. Ich hasse motoren. Es kommt ein wenig Wind auf, ca. 1 bis 2 Bft. Leider aus SE, aber dies hier ist ein Segelboot. Also wird in kurzen Schlägen versucht zu kreuzen. Das geben wir aber um 1430 wieder auf, da der Wind immer wieder einschläft. Immerhin, gute zwei Stunden unter Tuch, aber ohne merklichen Streckenerfolg. Und immer noch Sonne, blauer Himmel, 20°C. Noch knapp 6 sm bis zum Falsterbo-Kanal. Die Klappbrücke öffnet stündlich außer um 1700. Wenn wir also die Passage um 1600 nicht schaffen müssen wir die Nacht im Kanalhafen verbringen. Also Segel geborgen und "Hebel on the table"! Naja, ohne Motormord natürlich. Kaum im Vorbecken eine Leine geworfen geht auch schon die Brücke auf. Der Brückenwärter soll zur bockigen Kategorie der Humanoiden zählen, steht im Internet. Wer zu spät kommt, dem knallt er die Brücke aufs Masttopp. Also husch, husch hindurch. Gefahren wird gleichzeitig in beide Richtungen, wir haben aber nur 2 Sportboote im Gegenverkehr. Also kein Problem. Und genau hier machen wir 1820 fest. Und wir deklarieren das Internet zur vorgeschriebenen "Nautischen Literatur" auf
unseren Törns.
2. Tag Schon zum Sonnenaufgang um kurz nach fünf morgens verlassen wir Gislöv, um vor der schwedischen Südküste südostwärts zu kreuzen. Vor uns liegen einige lange Schläge nach Bornholm. Der Wetterbericht verspricht aber später rechtdrehenden Wind von 3 auf 2 Bft. abnehmend. Kaiserwetter? Tatsächlich hält der Wetterbericht diesmal, was er versprochen hat und so können wir am späten Nachmittag noch den Spinnaker setzen. Puh! Über 16 Stunden haben wir gebraucht, als wir geschafft und glücklich nach einem wundervollen Tag auf See im Hafen von Rønne 2115 festmachen. Angesichts der Uhrzeit beschränken wir uns heute Abend nur auf Pølser, die dänischen Hot Dogs. Der Budenbesitzer im Hafen wollte eigentlich schon Feierabend machen, hat uns zwei ausgehungerten Gestalten zuliebe aber noch einmal den Ofen angeschmissen. Danke Søren! Du hast uns gerettet!
3. Tag Guten Morgen! Oder für unsere Verhältnisse schon bald "Mahlzeit!". Wir haben lange geschlafen und werden nun mal versuchen, ob wir im Ort ein feines Frühstück bekommen und Lebensmittel bunkern können. Wenn wir unseren ehrgeizigen Plan umsetzen und Åhus heute noch erreichen wollen, dann wird es heute Abend wieder spät und restauranttechnisch ist "Lange Nase" angesagt. Mal schauen.
Leider öffnet das "Café Gustav", das man uns empfohlen hat, erst um 1000 und fällt damit für ein gemütliches Frühstück aus. Gegenüber gibt es einen "Netto"-Markt, in dem wir uns mit allem Notwendigen eindecken.
Kleiner Tipp: Wer Einkaufen geht, der sollte doch eine kleine Faltkarre, so wie sie sich auch bei uns an Bord in der Backskiste
befindet, mitnehmen. Das erspart enorm lange Arme, auch wenn es nur ca. 800 Meter bis zum Schiff sind! Je nachdem, wie günstig uns der Wind steht können wir unsere Reise heute schon in Simrishamn beenden. Dann wird die morgige Strecke aber heftig. Wir wollen nach Karlskrona in die Südschären. Also husch husch. Zunächst laufen wir voll und bei unseren Kurs, müssen dann aber feststellen, dass uns ein östlicher Strom von unserem Ziel abbringt. Zudem wird der Wind kurz vor 1400 so schwach, dass wir die Segel bergen und die Maschine anwerfen. Aber schon nach knapp einer halben Stunde kommt der Wind zurück. Und jetzt sogar aus SSW. Wir setzen wieder Segel und den Spinnaker. Ist das ein schönes Geräusch, wenn die Maschine abstirbt! Juhuu! Dazu hat auch der Strom gedreht, Jetzt setzt er nördlicher und schiebt somit ein bisschen. Wir vergessen Simrishamn und wollen nach Åhus durchrutschen. Nachdem der Wind weiter rückdreht und jetzt aus Ost kommt müssen wir letztendlich den Spi bergen. Aber der Windversatz hat uns bis dahin wieder weiter unter Land gebracht. Dem braven Segler ist der Klabautermann hold. Oder haben wir aus Versehen Krølle-Bølle, den kleinen Troll und das Maskottchen von Bornholm, mitgenommen? Der soll ja auch reichlich Unfug anrichten.
Genauso wie das Frühstück und den mittäglichen Snack verputzen wir auch das Abendessen - Kartoffelauflauf mit Bornholmer Bückling und Champignons - an Bord. Ja, auch der Skipper darf den Smut mimen. Da hat er wenigstens mal eine richtige Aufgabe! MNIAMMM! Um 2145 machen wir im Hafen von Åhus glücklich und zufrieden, aber auch müde und geschafft, fest. Und auch morgen erwartet uns ein großer Schlag, aber hoffentlich mit Schiebewind.
4. Tag BRR! Schon vor 0600 den Kopp aus dem Schiebeluk gesteckt und prompt nass geworden. Es regnet. Dabei hat der Wind auf Ost zurück
gedreht und bläst mit stramm 1 Bft. Nur die Schauerböen ... Jetzt aber erst einmal raus aus den nassen Klamotten und ein Tässchen Tee geschlürft. Neben uns in die Box kommt ein Schwede rein, dessen Leine ich natürlich annehme. Und weil unser Teewasser noch heiß ist wird statt Einlaufbier ostfriesische "Teetied" abgehalten. Bengt und seine Frau Inger bedanken sich mit einer fantastischen Idee. Hier ums Eck lässt
sich ein Saunaboot mieten. Genau das richtige! Bengt geht telefonieren, während unser Nachbar zur Linken, ein Pole aus Swinemünde, Mäuschen gespielt hat. Und
sich prompt mit Frau und seinen zwei Kindern anschließt. Zum Kvällsbuffé (Abendbuffet) schleust uns Inger ins 2 km (gefühlte 10 km) entfernte Gourmet Grön. Ein Buffetrestaurant, dass man nur empfehlen kann. Ein Schlemmerpalast all you can eat. Und das für einen zivilen Preis.
5. Tag Natürlich verpennt. Die Zeit reicht gerade noch, um unsere neuen Freunde zu verabschieden. Dann gibt es ein fixes Frühstück. Utklippan ist ein kleiner Schutzhafen, den man in eine Schäre gesprengt hat. Sie liegt knapp 11 Meilen südlich des Schärengartens
vor Karlskrona. Der Hafen hat zwei Zufahrten, um immer von Lee angelaufen werden zu können. Und das ist auch notwendig, wenn man sich die
Sturmbilder anschaut. Sehr beeindruckend sind auch die
Flugbilder.
6. Tag Den Schärengarten von Karlskrona darf man nicht verpassen, hat der Hafenmeister gesagt. Wir glauben ihm, haben lange geschlafen, prima gefrühstückt und segeln jetzt die knappen 11 Meilen unter Spi nach Norden, um uns diese Gletscherhinterlassenschaften mal anzusehen. Auch wäre mal wieder Zeit etwas Frischzeug für die kommenden langen Schläge zu bunkern. Zwischen den ersten Felsen bergen wir die Segel. Wir finden eine Stelle an einem besonders großen Buckel, an dem wohl schon öfters Schiffe festgemacht haben. Wir nutzen den Ankerplatz für ein Kaffeepäuschen und um uns von dieser Anhöhe mal einen Rundumblick zu gönnen. Danach wird die Stadtmarina angelaufen, zum Bunkern, zum Seebeinevertreten und für den abendlichen Schmackofatz.
Aus dem Internet ergooglen wir uns ein Restaurant. Es trägt den lustigen Namen "2 rum & kök". Wenn ich meine 5 Brocken
Schwedisch zusammen sortiere, dann heißt das soviel wie 2-Zimmer-Wohnung mit Küche! Kein Bad?
7. Tag Rumgetrödelt haben wir jetzt 2 Tage. Und es war sehr schön. Aber es wird Zeit, mal wieder ein paar Meilen zu fressen. Unser Ziel heute heißt Kalmar und liegt an der schwedischen Ostküste, ziemlich mittig gegenüber der Insel Öland. Der Hafen (1) befindet sich auf der Insel Kvarnholmen. Keine 10 Minuten Fußweg und mit auf der Insel befindet sich das wohl imposanteste Bauwerk, der Dom zu Kalmar (Kalmar domkyrka) (2), den man sich auch von innen ansehen sollte. Weitere 15 Fußminuten entfernt liegt auf einer Halbinsel das Ende des 10. Jahrhunderts erbaute Schloss Kalmar (3). Also machen wir uns auf den Weg zum Schloss, um auch den kulturellen Aspekt dieser Reise zu erfüllen. Dann kehren wir aber flugs in dieses Viertel zurück. Auf dem Weg zum Dom ist uns die grüne Hütte, schwedisch "Gröna Stugan" aufgefallen. Eigentlich wollten wir uns ja heute Abend mit einer banalen selbstgemachten Pizza vergnügen. Aber sowohl die Karte des Restaurants als auch die Bewertungen im Internet zwingen uns regelrecht zur Einkehr. Und wir sind wieder nicht enttäuscht worden. Hervorragende schwedische Küche! Der Wirt des Gröna Stugan empfiehlt uns, wenn es sich einrichten lässt, auf jeden Fall noch einen Besuch des Wikingerdorfes Eketorp auf Öland. Und weil wir gut in der Zeit liegen disponieren wir für morgen um.
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